Der SV Waldhof müht sich beim ASC Neuenheim zu einem 3:0 und steht im Finale um den badischen Fußball-Pokal
Von Daniel Hund
Heidelberg. Eins, zwei, drei, gute Laune! Jesper Verlaat, 24, der Grinse- Mann des SV Waldhof, hatte die am Samstag mal wieder. Der Abwehr-Haudegen vom Alsenweg war so gut drauf, dass er sogar noch einen Gassenhauer auspackte, als er seine Kollegen am Mittelkreis abklatschte: Er schmetterte ein lang gezogenes „Finale, oh-oh, Finale, oh-oh-oh-oh“ in den Heidelberger Abendhimmel. Der 3:0 (1:0)-Sieg der Waldhof-Buben im Halbfinale des badischen Fußball-Pokals beim ASC Neuenheim war da gerade ein paar Sekunden alt.
Die Freude war groß, die Erleichterung aber auch. Denn aus dem erhofften Spaziergang wurde ein Hindernislauf: Landesliga gegen Dritte Liga, Feierabend-Kicker gegen Profis – 45 Minuten lang war davon nichts zu spüren. Neuenheim hielt dagegen, machte die Räume eng, nervte den großen Nachbarn sichtlich. Bis, ja bis, Arianit Ferati, Waldhofs kleiner Wirbelwind, die Faxen dicke hatte, im strömendem Regen einfach mal in den Strafraum flankte und ASC-Unglücksrabe Famara Sanyang den Ball ins eigene Tor grätschte.
Ein Treffer zur Unzeit, in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Uli Brecht lag er noch eine Weile im Magen: „Wenn wir es da noch mit einem 0:0 in die Pause geschafft hätten…“, grübelte Neuenheims Trainer. Enttäuscht war er, aber zufrieden und natürlich stolz: „Die Jungs haben das sehr gut gemacht. Wir haben vor dem Spiel an unsere Chance geglaubt und das dann auch auf dem Platz gezeigt.“
Gezeigt hat sich auch ein Waldhöfer Trio. Nach der Halbzeit kamen Max Christiansen, Rafael Garcia und Onur Ünlücifci. Und mit ihnen Kontrolle, Tempo und Ordnung. Plötzlich war’s ein Feuerwerk, das die Blau-Schwarzen abbrannten.
Der Ball lief, die Angriffe rollten und das zweite Tor fiel: Der pfeilschnelle Anton Donkor zu Christiansen, der legte auf Mohamed Gouaida ab – und drin war das Ding (51.). Oben im linken Neuenheimer Winkel schlug es ein. „Da“, lobte SVW-Trainer Patrick Glöckner, „da sind wir mal hinter die Kette gekommen, das war gut.“
Vorher war vieles eher schlecht. Das sah man auch an Glöckner: Die Hände in die Hüfte gepresst, der Kopf gesenkt. Hinschauen fiel als Waldhöfer manchmal schwer. Aber draufhauen? Nicht mit Glöckner, der hat Verständnis, sagt: „Wir sind eben noch weit davon entfernt, eingespielt zu sein. Jeder braucht Spielzeit. Höhen und Tiefen sind da ganz normal.“
Am Samstag sollten es mehr Höhen sein – oder es könnte den ersten Dämpfer geben. Dann steigt das Finale, das Alles-oder-Nichts-Spiel um den Einzug in den DFB- Pokal. Nöttingen gegen Waldhof.
Nöttingen, da war doch was? Da war sogar schon richtig viel. Schmerzliche Niederlagen für den SV Waldhof. Tiefschläge, die jeder Waldhof-Fan am liebsten aus seinem Gedächtnis verbannen würde. Egal, man lebt im Hier und Jetzt und am Samstag, ab 16.45 Uhr, soll im Dietmar-Hopp-Stadion ein blau-schwarzer Feiertag her.
Ein Selbstläufer ist nicht zu erwarten, nicht gegen einen Oberligisten. Dazu ist das Waldhof-Gebilde noch zu instabil. Glöckner weiß das, sieht die Sache aber trotzdem anders. Entspannter: „Gegen höherklassige Gegner, die mitspielen, tut man sich oft leichter.“
Auf einen kann er sich sicher wieder verlassen: Jesper Verlaat. Der war gefühlt schon am Samstagabend im Final-Tunnel. Ob da denn nun ein besonderes Spiel warten würde, fragte ihn die RNZ. Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Na klar, das ist ein absolutes Highlight. Ich freue mich sehr auf dieses Spiel.“
Beim Waldhof ist er längst angekommen, die Kennenlernphase abgeschlossen, der Alltag eingekehrt. Vor ein paar Wochen, kurz nach der Unterschrift, war er Feuer und Flamme. Schwärmte regelrecht von seinem neuen Arbeitgeber. Und jetzt? Mit ein paar Tagen Abstand? Der Ex-Sandhäuser: „Es war genau die richtige Entscheidung. Tolle Stimmung, toller Teamgeist, tolles Ambiente.“
Und mit Fans, die genauso gerne singen wie er. Ein paar waren auch in Neuenheim dabei. Verlaats Final-Song war bei ihnen aber nicht ganz so gefragt. Sie waren gedanklich schon zwei, drei Spielzeiten weiter, lachten und sangen immer wieder vom Europapokal. Ebenfalls ganz oben in der Fan-Hitparade: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“.
Eins, zwei, drei, gute Laune!
ASC Neuenheim: Dominik Sandritter, Medin Dokara, David Kiefer, Arik Edelmann, Dominik Räder, Stefan Berger (77. Dorian Weiß Mare), Levin Sandmann (87. Tim Czwielung), Philipp Knorn (62. Lucas Ring), Famara Sanyang, Marcus Meyer, Alexander Kerber – Malte Baumann, David Piazolo, Oliver Kubis, Sven Goos (ETW) – Trainer: Ulrich Brecht
SV Waldhof Mannheim: J. Bartels, Jesper Verlaat (77. Jan Christoph Just), Marcel Seegert, Marco Schuster, Arianit Ferati (46. Max Christiansen), Dominik Martinovic (46. Onur Ünlücifci), Marcel Costly, Mohamed Gouaida, A. Donkor, Andis Shala, Hamza Saghiri (46. Rafael Garcia) – Markus Scholz (ETW), E. Kouadio, Benedict Dos Santos, Marcel Hofrath – Trainer: Patrick Glöckner
Tore:
- 0:1 45.Min Eigentor
- 0:2 51.Min Mohamed Gouaida
- 0:3 63.Min Onur Ünlücifci
1 Karte für ASC Neuenheim:
- 82.Min Gelb für Levin Sandmann
Schiedsrichter: Lukas Heim (Waghäusel)
Zuschauer: 300
Rhein-Neckar-Zeitung vom 17.08.2020