Am Wochenende ist Saisonbeginn in der Fußball-Landesliga Rhein-Neckar: Rund ein Drittel der 19 Vereine will oben mitspielen
Von Christopher Benz
Heidelberg. Ein Drittel der Vereine kommt für den ganz großen Wurf in Frage. Dementsprechend schwierig ist es, einen Topfavoriten in der Fußball-Landesliga Rhein-Neckar auszumachen. Nicht herum kommt man um den FC Bammental, der nicht ohne eine gewisse Portion Wut im Bauch am Samstag gegen den Sinsheimer Kreisliga-Meister und Aufsteiger TSV Steinsfurt beginnt. Das bittere Saisonende 2019/20 mit dem abgelehnten Antrag beim virtuellen Verbandstag, auch die Relegations-Teilnehmer aufsteigen zu lassen, schmerzt den FCB und ist gleichzeitig die Grundlage der Motivation für 2020/21.
Die personellen Verstärkungen versprechen eine sogar noch größere Qualität im Kader von Cheftrainer Jens Großmann. Von jenen sticht Marc Schneckenberger heraus, der von der Neckarsulmer Sport-Union kommt und über 300 Oberliga-Spiele in seiner Vita stehen hat. In Bammental spielt er zum ersten Mal mit seinem Bruder Nico zusammen.
Neben dem FCB schätzt die Konkurrenz den ASC Neuenheim am stärksten ein. Dessen neuer Trainer Uli Brecht, der pikanterweise Bammental von der Kreisklasse A bis in die Landesliga geführt hatte, hat große Ziele mit den Anatomen. „Wir haben die Qualität für die vorderen beiden Plätze“, spricht Brecht selbstbewusst über die Chancen. Das neue Prunkstück des ASC könnte die wuchtige Doppelspitze, bestehend aus Levin Sandmann und Neuzugang Thorsten Kniehl, werden.
Benjamin Schneider und der VfB St. Leon stehen für kontinuierliche Arbeit wie aus dem Lehrbuch. Seit zehn Jahren bereichern die Gelb-Schwarzen die Landesliga und ergatterten dabei nur einmal keinen einstelligen Tabellenplatz – Elfter in der Saison 2011/12. „Wir wollen wieder in das erste Tabellendrittel“, lautet daher die erneut forsche Zielsetzung Schneiders, der in all den Jahren als Cheftrainer agierte. Getan hat sich in diesem Sommer relativ wenig im Kader der St. Leoner, die es gewohnt sind, Jahr für Jahr talentierte Kicker an die Konkurrenz zu verlieren.
Ein weiterer Kandidat auf vordere Plätze ist der FC Badenia St. Ilgen. Der letztjährige Vierte verfügt in jedem Mannschaftsteil über eine sehr hohe Qualität und könnte dieses Jahr zum großen Wurf ansetzen. Alleine die Stürmer Ben-Richard Prommer, André Teufel und Denis Schwager können ein Spiel im Alleingang entscheiden.
Die 38 Spieltage in der 19 Mannschaften starken Klasse versprechen große Spannung, viele englische Wochen und mit Sicherheit die eine oder andere Überraschung.
Beim letztjährigen Dritten wären die Verantwortlichen mit einer Wiederholung dieser Platzierung hoch zufrieden. „Ich sehe andere Mannschaften weiter vorne, allen voran Bammental und Neuenheim“, erklärt Manuel Wengert, der Trainer der SG Kirchheim. In enger Zusammenarbeit mit dem Sportlichen Leiter Can Coskun setzt Wengert erneut auf die exzellente Jugendarbeit im Heidelberger Süden und hat neben vielen Jungen mit Marc Haffa einen abgeklärten Stürmer für sich gewinnen können. „Marc ist für uns enorm wichtig“, bringt Wengert die Bedeutung des 29- Jährigen auf den Punkt.
Die Auftaktwoche beinhaltet drei interessante Spiele für die SGK. Am Sonntag fahren sie drei Wochen nach dem 3:1-Sieg im badischen Pokal erneut zum TSV Neckarbischofsheim. „Das wird dieses Mal aber ein ganz anderes Spiel“, macht Wengert seine Schützlinge auf eine anstrengende Angelegenheit aufmerksam. Drei Tage darauf empfangen die Kirchheimer den FC Bammental, und erneut nur drei Tage später steigt das Lokalderby gegen die Freien Turner Kirchheim.
Dort soll es nach zwei Jahren Abstiegskampf eine Runde fernab jeglicher Sorgen geben. Der umtriebige Abteilungsleiter Philipp Richter hat aus diesem Grund den Kader breiter aufgestellt. „Das finde ich alleine wegen des Konkurrenzgedankens schon klasse“, kann Trainer Felix John seine Elf aus einer großen Reihe erfahrener Kicker aufbauen. Von den Neuen stechen vor allem der Rückkehrer Robby Lange, der eine Spielzeit für die SG Kirchheim auflief, sowie Emre Efe heraus. Der 27-jährige Stürmer kommt vom Mannheimer Kreisligisten FC Hochstätt Türkspor, für den er in der letzten Runde 23 Tore in nur 17 Partien erzielt hat.
Ebenfalls vermeintlich stärker aufgestellt ist die DJK/FC Ziegelhausen- Peterstal. Christoph Jüllich als neuer spielender Co-Trainer und Norbert Kirsch- ner, der neun Jahre lang zum festen Inventar beim VfR Mannheim gehörte, sind zwei namhafte Verstärkungen, die den Klassenkampf weit weg vom Köpfel halten sollen. Hauptverantwortlich dafür ist der Spielertrainer Christoph Pieruschka, der seit 2014 beim Verein ist, in den ersten drei Jahren als Assistent und seit 2017 als Cheftrainer. „,Pieru’ strahlt einen enormen Ehrgeiz und Siegeswillen aus“, spricht Christoph Dostal, der 3. Vorsitzende von Ziegelhausen-Peterstal, in den höchsten Tönen von Pieruschka. Die Auftakthürde am Sonntag heißt TSG Lützelsachsen und ist der Mannheimer Aufsteiger. „Das wird eine große Herausforderung“, glaubt der Sportliche Leiter Sascha Haynes an ein hartes Stück Arbeit an der Bergstraße.
Auf eine bis zum Schluss umkämpfte Runde stellt sich die SG Horrenberg ein. „Da wird es einem ja schwindlig, wenn man sieht, wie mancher Landesligist aufgerüstet hat“, hat Thomas Rothenberger, der Kreisliga-Meistertrainer, unlängst erkannt. Der Klassenverbleib in der Landesliga wäre für die SGH genauso hoch einzustufen wie der Kreisliga-Titel.
In der Liste der Favoriten darf die SG ASV/DJK Eppelheim, so etwas wie der heimliche Gewinner der Vorbereitung, nicht fehlen. Gleich drei Siege gegen Verbandsligisten hat die Elf von Trainer Frank Engelhardt eingefahren – ein Ausrufezeichen und gleichzeitig eine Warnung an die Konkurrenz.
„Ich will nicht zu euphorisch sein und habe den Jungs sofort gesagt, dass sie sich darauf nichts einbilden sollen“, ist für den Coach die starke Vorbereitung nicht mehr als ein positives Vorzeichen: „Wenn wir am Sonntag gegen Schwetzingen verlieren, wäre das alles nichts mehr wert.“ Dennoch, der 36-Jährige, der zu seiner aktiven Zeit über viele Jahre die Abwehrreihe des SV Schwetzingen als umsichtiger Innenverteidiger dirigiert hatte, schickt mit seinen Eppelheimern so etwas wie den Geheimfavoriten in die neue Saison.
LANDESLIGA RHEIN-NECKAR |
Die Spielzeit 2020/21 der Fußball-Landesliga Rhein-Neckar beginnt am 29. August und wird bis zum 13. Juni 2021 mit 19 Vereinen ausgetragen. Der Erste der Abschlusstabelle steigt direkt in die Verbandsliga Nordbaden auf, der Zweite bestreitet eine Relegationsrunde mit den Vizemeistern der Landesligen Mittelbaden und Odenwald sowie dem Tabellendreizehnten der Verbandsliga. Fünf Mannschaften müssen direkt absteigen. Der Tabellenvierzehnte bestreitet eine Relegationsrunde mit den Vizemeistern der Kreisligen Heidelberg, Mannheim und Sinsheim. |
ASC Neuenheim
Sportplatz: Fußballcampus Heidelberg, Tiergartenstr. 124, 69120 Heidelberg.
Trainer: Uli Brecht; Co-Trainer: Daniel Janesch.
Tor: Sven Goos, Jonas Kürsch, Dominic Sandritter.
Abwehr: Malte Baumann (SC Konstanz-Wollmatingen), Medin Dokara, Arik Edelmann (FCA Walldorf II), Leonhart Junge, Philipp Knorn, Dominik Räder, Lucas Ring, Famara Sanyang (VfB Leimen).
Mittelfeld: Marcel Hofbauer, Alexander Kerber, David Kiefer, Oliver Kubis, Marcus Meyer, David Piazolo (ASC II), Jonas Schmid (DJK/FC Ziegelhausen- Peterstal).
Angriff: Stefan Berger, Tim Czwielung, Thorsten Kniehl (VfB Leimen), Levin Sandmann, Dorian Weiss Mare (ASC II).
Abgänge: Steffen Rittmeier (ASV/DJK Eppelheim), Soh Kushida (Frankreich), Vincenzo Terrazzino (SG Lampertheim), Christoph Kazmaier (FV Nußloch).
RNZ, 27.08.2020, Seite 22