14.06.2022

ASC – Heißes Finale um den letzten Verbandsliga-Platz

Am Feiertag um 18.00 Uhr startet das Aufstiegsfinale ASC Neuenheim gegen SV Langensteinbach!

Der SV 1899 Langensteinbach feierte im November das 100jährige Bestehen seiner Fußballabteilung. Rechtzeitig zum Jubiläum stieg der SVL 2020 erstmals in der langen Vereinsgeschichte in die Verbandsliga auf. Vor der aktuellen Saison 2021/22 prophezeite Trainer Marius Mößner: „Wenn sich keiner verletzt, werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben!“

ASC Neuenheim – 1. FC Ersingen

Danke, liebe Tiziana, für dieses aufstiegsreife Klasse-Video!

Diese Prognose erfüllte sich leider nicht für Langensteinbach, Ortsteil von Karlsbad bei Karlsruhe. Als VL-Viertletzter musste der SVL den bitteren Gang in die Relegation antreten. Dort übersprang Langensteinbach am Samstag die Halbfinal-Hürde gegen den FV Lauda, Vizemeister der Landesliga Odenwald, mit einem verdienten 3 : 1-Sieg. Mit seinem imposanter Dreierpack (26./57./61.) war SVL-Stürmer Simon Anthony Lehmann der gefeierte Matchwinner in Neidenstein.

ASC Neuenheim – 1. FC Ersingen, unbändige Freude nach dem Sieg

Verwundbare Langensteinbacher Abwehr?

Als Klassenhöherer ist Langensteinbach gegen die aktuelle Nummer Eins in Heidelberg im Finale favorisiert. Eine Achilllesferse im Team von SVL-Trainer Marius Mößner könnte die Abwehr sein. 94 Gegentore in 30 Spielen bedeuten mehr als drei pro Partie. Auch in der Offensive haperte es. Nur die beiden Tabellenletzten haben weniger als 47 Treffer erzielt.

Dabei trägt der drittbeste Torschütze der Verbandsliga Nordbaden das blaue SVL-Trikot: Der 29jährige Goalgetter Dominic Riedel hat immerhin 24 Saisontreffer und damit knapp die Hälfte der Tore markiert. Auf diesen Angreifer muss die Neuenheimer Abwehr um Cheforganisator Dominik Räder besonders gut aufpassen.

Außer dem verletzt zuschauenden Kapitän Levin Sandmann (14 Saisontore) muss ASC-Cheftrainer Uli Brecht auch den jungen Defensiv-Strategen Philipp Knorn ersetzen, der im Halbfinale gegen Ersingen nach einem sehr überzeugenden Auftritt wegen einer Oberschenkelblessur in der 50. Minute ausscheiden musste.

ASC Neuenheim ein Team

Mit seiner Offensiv-Power um Torgarant Ben-Richard Prommer (30 Saisontore), der auch in Forst zur Führung traf, Freigeist Tarek Aliane (16) und Speedmaster Stefan Berger (der stabilen Defensive vor dem ausgebufften Torwart und Elfmeter-Killer Daniel Tsiflidis, vor allem jedoch mit seinem starken Teamgeist sollte der ASC Neuenheim auch diese hohe Hürde nehmen und seinen Traum vom vereinshistorischen Aufstieg in die Verbandsliga verwirklichen können!

Beim Halbfinale in Forst hat sich außerdem eindrucksvoll gezeigt, dass die Mannschaft sich auch auf ihren 12. Mann bzw. Frau mehr als verlassen kann. Wie die ASC-Fans unter den etwa 700 Zuschauer/innen ihr Team von der Tribüne angefeuert und es nach dem atemberaubenden Elfmeter-Finish gefeiert haben, war schlichtweg überwältigend.

Die Anatomen setzen wieder auf ihren 12. Mann bzw. Frau!

Da der finale Austragungsort in Kirrlach deutlich näher als Forst liegt, brauchen die Fußballfans aus der Kurpfalz erst recht keinen Hubschrauber (gell, Herr Kolmer?). Wer mit dem ASC-Fanbus (siehe Foto & Video-Post) nach Forst kutschiert worden ist und die fröhliche Stimmung darin erlebt hat, wird auch an Fronleichnam (16. Juni) dabei sein wollen. Die Abfahrt ist am Donnerstag um 15.30 Uhr am Fußballcampus Heidelberg an der Tiergartenstraße.

Bitte keine Pyrotechnik im Stadion!

Apropos Fans: Leider sind auch in den Amateurklassen zuletzt immer wieder pyrotechnische Gegenstände abgebrannt und Rauchbomben gezündet wurden. Daher bitten der Ausrichter FC Olympia Kirrlach und die beiden Finalteilnehmer inständig darum, dieses gefährlichen Unfug zu unterlassen! Wer sich und andere gefährdet, hat im Stadion nichts zu suchen. Außerdem müssen die betroffenen Vereine mit erheblichen Strafen rechnen. Welcher echte Fan will das schon?

Freuen wir uns auf ein stimmungsvolles, spannendes und – auf und neben dem Rasen – ausgesprochen faires Endspiel um den letzten freien Platz in der Verbandsliga Nordbaden!

Text: Joseph Weisbrod, Fotos: VAF/ASC

RNZ-Vorbericht

Bei Problemen einfach Elena fragen

Der ASC Neuenheim will am Donnerstag in die Verbandsliga aufsteigen – Der Höhenflug ist auch starken Frauen zu verdanken

Wolfgang Brück

Heidelberg. Uli Brecht hat es gerne ordentlich. Auch im Training sollen die Spieler des ASC Neuenheim einheitlich gekleidet sein. Heidi Röchner macht es möglich. Die „gute Seele“ des Vereins (Brecht) wäscht und stapelt. Auch am Donnerstag, wenn es für den ASC Neuenheim ab 18 Uhr in Kirrlach gegen den SV Langensteinbach um den Aufstieg in die Fußball-Verbandsliga geht.

Zum Gesamt-Kunstwerk Neuenheim tragen viele bei: Elena Bertolini (rechtes Bild, 2.v.l.) kümmert sich um Neuzugänge wie den 27-maligen Torschützen Rahmi Can Bas (l.) von TS Mannheim oder Kajally Nije und seine Frau Fatima. Mit ihnen bangten in Forst „Toto“ Weick, Danny Stiegler und Pierre Heidicker, während Social Media-Fotografin Tiziana Heckmann entspannt ist. (Foto: vaf)

Die Ordnungsliebe darf nicht missverstanden werden. Uli Brecht, 52, verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern, früher Lehrer, jetzt Finanzberater, ist alles andere als der Typ Feldwebel. „Wir haben eine flache Hierarchie“, sagt er, „Ja-Sager kann ich nicht gebrauchen.“ Elena Bertolini findet, dass der Cheftrainer ein Mann „mit klarer Linie, aber auch mit viel Herz“ ist.

Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. „Elena hat nicht unerheblichen Anteil am Erfolg“, sagt Brecht. Die 42-jährige Jugend- und Heim-Erzieherin ist Ansprechpartnerin für Spieler mit Migrationshintergrund. Ihr Jura-Studium ist hilfreich beim Kontakt mit Behörden. Sie hat Fatima, der Frau des Neuzugangs Kajally Njie, geholfen, eine Stelle als Altenpflegerin zu finden. Sie hat sich um Famara Sanyang gekümmert, der nach seinem Wechsel vom Leimen nach Neuenheim Probleme hatte. „Der ASC ist mehr als der hoffentlich künftige Verbandsligist“, sagt sie, „der Verein leistet praktische Sozialarbeit und einen großen Beitrag zur Integration.“

Die „Mannschaft hinter der Mannschaft“ hat einen hohen Stellenwert. Ob es sich um die Co-Trainer Pierre Heidicker und Marcel Hofbauer handelt oder um Thorsten „Toto“ Weick und Danny Stiegler, die für die Betreuung und Kaderplanung zuständig sind. Physio Carsten Hannemann weiß aus eigener Erfahrung, wie Sportler ticken. Er hat in der Hockey-Bundesliga gespielt. Kiosk-Chefin Katrin Knorn sorgt fürs leibliche Wohl. Die Aufgaben von Torwart-Trainer Andreas Kriehuber übernimmt in der kommenden Runde Daniel Tsiflidis. Der 37-jährige ehemalige Drittliga-Keeper erlangte beim Relegations-Halbfinale gegen den 1. FC Ersingen Helden-Status.

Beim 7:6-Sieg hielt er zwei Strafstöße. „Ich hätte nichts dagegen, wenn wir diesmal nach 90 Minuten feiern können, doch für den Fall dass wir erneut ins Elfmeter-Schießen müssen, ist es gut zu wissen, einen Mann wie Daniel zu haben“, meint Vize-Präsident und Medien-Chef Joseph Weisbrod. Tsiflidis will nach dem Spiel ein Geheimnis verraten. „Ich habe so meine Methoden“, sagte er am Samstag zur Rhein-Neckar-Zeitung, „aber Näheres werde ich erst sagen, wenn wir aufgestiegen sind.“

Die Chancen stehen nicht schlecht. Die gefürchtete Offensive des Landesliga- Vize, mit 88 Toren die beste der Klasse, trifft auf die zweitschwächste Abwehr der Verbandsliga. In 30 Spielen musste der Viertletzte 94 (!) Gegentore hinnehmen, 20 in den letzten drei Begegnungen mit Zuzenhausen (2:6), Weinheim (3:5) und der U 23 des SV Waldhof (3:9).

Bemerkenswert aber auch, dass der zweitbeste Schütze der Liga, Dominic Riedel, seine 34 Tore für den Abstiegskandidaten Langensteinbach erzielt hat. Ein unlösbares Problem sollte das für Neuenheim nicht sein. Brechts Buben stellten auch die beste Abwehr, sind seit acht Spielen unbesiegt.

Der Sportliche Leiter Marc Saggau empfiehlt: „Wir sollten die Chancen besser nutzen als gegen Ersingen.“ Rund 200 ASC-Fans rauften sich in Forst die Haare, mussten befürchten, dass der leichtfertige Umgang mit besten Einschuss- Möglichkeiten bestraft würde. An Fronleichnam werden drei Busse vom Fußball Campus nach Kirrlach fahren. Rund 300 Fans sollen für Heimspiel-Atmosphäre sorgen. Der SV Langensteinbach brachte beim 3:1-Sieg im Halbfinale gegen den Odenwald-Vize Lauda ungleich weniger Anhänger auf die Beine. Das Spiel in Neidenstein hatte nur 150 Zuschauer – der mit Abstand schwächste Besuch in der diesjährigen Relegation.

Uli Brecht, der in Neidenstein aufgewachsen ist, kann am Donnerstag das halbe Dutzend voll machen. Fünf Mal ist der Neckargemünder bisher aufgestiegen: Mit Mauer, Neidenstein, St. Ilgen und zweimal mit Bammental.

Er weiß um die Chancen, aber auch Risiken. Zum ersten Mal in dieser Saison werden die Spieler des ASC Neuenheim nicht mit ihren Autos, sondern im Mannschaftsbus anreisen. Ein Hinweis darauf, dass man eine feucht-fröhliche Feier zumindest nicht ausschließen will.

RNZ vom 15.06.2022, Seite 26