02.10.2023

Endlich belohnt

FC Victoria Bammental – ASC Neuenheim 0:3 (0:0)

Der ASC Neuenheim gewinnt das Aufsteiger-Duell beim FC Bammental souverän mit 3:0 (0:0)

FC Bammental – ASC Neuenheim (Foto: Pfeifer)

Verbandsliga Nordbaden, 7. Spieltag

Samstag 30.09.2023, 15:30 Uhr
FC Victoria Bammental – ASC Neuenheim 0:3 (0:0)

Der ASC Neuenheim gewinnt das Aufsteiger-Duell beim FC Bammental souverän mit 3:0 (0:0) und kann den ersten Verbandsliga-Sieg am Dienstag gegen den TSV 05 Reichenbach vergolden! ASC II verliert Stadtderby bei SG HD-Kirchheim II 0:3!

Gemessen am xG-Wert für Expected Goals hätte der Gast aus Heidelberg im Aufsteiger-Duell beim FC Victoria Bammental bereits zur Pause in Führung liegen müssen. Neuenheim tritt vom Beginn an selbstbewusst und zielstrebig auf. Das erste zu erwartende Tor bereits in der Anfangsphase. Doch der hochprozentige Flachmann von „Holding Six“ Linus Held zischt knapp am langen FCB-Pfosten vorbei (8.). Eine flotte Viertelstunde später scheitert ASC-Angreifer Yanick Haag am schnell reagierenden FCB-Torwart Nikolas Dawid (23.).

Das gleiche Verpasser-Schicksal widerfährt Neuenheims umtriebigem Zehner Ilias Soultani. Er umkurvt den FCB-Keeper zwar elegant, stolpert aber und kann den Ball nicht mehr ins leere Tor schieben (37.). Der FCB macht auf der anderen Seite nur selten den Eindruck, dass er seinem Beinamen „Victoria“ allzuviel Ehre erweisen will. Der von FCB-Feinfuß David Bechtel erst in der 40. Minute abgefeuerte schwarzblaue Warnschuss streicht schnöde über das linke Neuenheimer Lattenkreuz.

FCB-Chef Stefan Ohlheiser: „Wir waren meist drei Schritte zu spät!“

Die von ASC-Chefstratege Marcel Hofbauer taktisch klug gebriefte Gastmannschaft agiert aus der stabilen Viererkette mit Dominik Räder und Lucas Ring in der Innenbastion sowie den positiv aggressiven Außenverteidigern Fabian „Feige“ Lorenz, (rechts) und Nick Rossbach (links). Neuenheim ist insgesamt gedanken- und handlungsschneller als der Gegner der „meist drei Schritte zu spät kommt“, wie FCB-Präsident Stefan Ohlheiser enttäuscht resümiert.

Die Neuenheimer belegenhingegen, dass Fußballer keine Faultiere, sondern Lauftiere sind. Eine stete Beweglichkeit, die sich nach dem Wiederanpfiff des klar und besonnen leitenden Schiedsrichters Dennis Boyette (Mannheim) auch in der Kategorie Chancenausbeute niederschlägt.

FC Bammental – ASC Neuenheim. Carsten Klein (FC Bammental, rechts) gegen Stefan Berger (ASC Neuenheim). (Foto: Jan A. Pfeifer)

Nach einer dominanten Neuenheimer Stunde holt der ASC innerhalb von zwei Minuten nach, was ihm im ersten Durchgang nicht gelungen ist. Nach einer verwirrenden Angriffskombination nimmt Ilias Soultani das arme Ding und katapultiert den Ball von der Strafraumgrenze unhaltbar ins linke Eck (60.) – siehe Videopost.

ASC-Doppelschlag nach einer Stunde knockt FCB aus!

Die Kugel ist noch warm, als der kurz zuvor eingewechselte Standard-Maestro Tarek Aliane (Foto) eine Ecke von links scharf in den FCB-Strafraum adressiert. Der 20jährige Marc Berger, der im harmonischen Doppelsechs-Gespann mit Linus Held alles Schwarzblaue im Stile einer „Kampfmaschine“ (Marcel Hofbauer) kompromisslos abräumt, krönt seine imposante Leistung mit einem lehrbuchreifen Kopfball-Aufsetzer ins Bammentaler Netzwerk (62.).

Vom stärker eingeschätzten Landesliga-Meister mit dem profihaften Kabinentrakt ist auch im weiteren Verlauf keine aufbäumerische „Jetzt-erst-Recht“-Haltung zu erkennen. ASC-Torwart Steven Ullrich bekommt dank der resoluten Abwehrarbeit seiner Vorderleute kaum Gelegenheit, sein Können zu verraten. Andererseits sind die Anatomen dem dritten Tor näher als Bammental einem Anschlusstreffer.

Dieses Tor fällt dann auch – dank Hofbauers Personalgespür – als perfekte Joker- Koop. Nach einem Reißbett-Konter passt der eingewechselte Sturmtank Kajally Njie uneigennützig quer auf den ebenfalls frischen Dennis Schnepf. Mit norddeutscher Coolness lässt der Hannoveraner dem Bammentaler Keeper Nikolas Dawid erneut keine Haltbarkeitschance (87.).

Der höchst sympathische FCB-Trainer Oliver Mahrt erweist sich als fairer Verlierer: „Ihr habt verdient gewonnen! Leider haben wir unser Ziel, den ASC in der Tabelle auf Distanz zu halten, klar verfehlt.“ ASC-Kapitän Steven Ullrich, in seinem Türsteher-Job kaum gefordert, spricht im frohen Siegerkreis vom Stolz auf das gesamte Team und auf die bisher beste Saisonleistung. Seine rhetorische Streicheleinheit geht nahtlos in den kollektiven Hüpftanz über.

Am Feiertag die nächste Feier gegen TSV Reichenbach?

Für den ersten Verbandsliga-Sieg in der 45jährigen ASC-Geschichte gibt’s dann vom mehr als zufriedenen und erleichterten Teammanager Danny Stiegler noch einen Kasten Winner-Bier.

Der Neuenheimer Defensive gegen Offensiv-Asse wie FCB-.Kapitän Carsten Klein, Dauerbrenner David Bechtel, Jannis Halter & Co. ist es zu verdanken, dass am Ende erstmals in dieser Saison hinten die Null steht.

Das kann auch am Dienstag (Anpfiff: 15.00 Uhr) gegen den Tabellenletzten TSV 05 Reichenbach (1:2 gegen FCA Walldorf 2) gerne so bleiben. Um die rote Gefahrenzone zu verlassen, sollte der ASC Neuenheim (Platz 14, 5 Punkte) sich am Tag der Einheit erneut als solche präsentieren und am 8. Spieltag auf dem Fußballcampus gegen den mittelbadischen Vizemeister den nächsten Dreier ernten.

60. Minute: Nach einer starken Neuenheimer Stunde und drei klaren Eins-zu-Eins-Torchancen in der ersten Halbzeit holt der ASC beim Mitaufsteiger FC Victoria Bammental zum spektakulären Doppelschlag aus. Eine zielstrebige Angriffskombination vollendet der umtriebige Zehner Ilias Soultani mit diesem fulminanten Schuss zur überfälligen Führung für die dominanteren Gäste.
62. Minute: Der Ball ist noch warm, als er zum zweiten Mal im Bammentaler Netzwerk einschlägt. Der kurz zuvor eingewechselte Standard-Maestro Tarek Aliane zirkelt einen Eckball mit viel Speed in den Strafraum. Der junge Marc Berger, der auf der Doppel-Sechs mit Linus Held ein starkes Tandem bildet, steigt hoch und katapultiert die Maßflanke per Kopfball-Aufsetzer ins FCB-Tor.
87. Minute: Das nennt man einen schnörkellosen Konter! Als der FC Bammental sich energisch um den Anschlusstreffer bemüht, besorgt der eingewechselte ASC-Angreifer Dennis Schnepf mit nordischer Coolness den überraschend deutlichen 0 : 3-Endstand für Neuenheim. Der Maßpass kommt von Sturmpartner Kajally Njie.
Nach der „stolzen“ Ansprache von Kapitän und Torhüter Steven Ullrich feiert das ASC-Team den Derbysieg und den ersten Verbandsliga-Dreier der 45jährigen Vereinsgeschichte.

Sonntag 01.10.2023, 12:30 Uhr
SG HD-Kirchheim II – ASC Neuenheim II 3:0 (2:0)

Der ASC Neuenheim II verlor das Kreisliga-Derby am Sonntag bei der SG HD-Kirchheim II deutlich. Hier das Statement von Trainer Jan Herle: „Die ersten 20 Minuten haben wir komplett verschlafen. Wir liegen dann auch zurecht 0:2 hinten. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich besser und komplett dominant. Doch leider bekommen wir im Moment vorne den Ball nicht über die Linie. Daher verlieren wir am Ende zu Recht mit 0:3.“

Trotz der zweiten Niederlage in Folge bleibt der ASC Neuenheim II mit 14 Punkten starker Tabellenfünfter vor der SG HD-Kirchheim II (13).

RNZ-Bericht

ASC Neuenheim straft Bertolt Brecht Lügen

Hinter dem Fußball-Verbandsligisten liegt eine turbulente Woche mit einem Sieg von historischer Bedeutung

Heidelberg. (RNZ) Sieben Spiele, sieben Siege – die TSG Weinheim bleibt in der Fußball-Verbandsliga das Maß der Dinge, auch wenn der 2:1-Erfolg in Bretten erst in letzter Sekunde gesichert wurde. Der FC Zuzenhausen, der bereits am Freitag das Spiel gegen Gommersdorf zum 3:2 drehte und der 1. FC Mühlhausen, der Waldhof II 1:0 schlug, sitzen den Zwei-Burgen-Städtern mit je drei Zählern Rückstand im Nacken.

Bereits am Dienstag geht’s weiter. Dann ist Weinheim (1.) gegen Eppingen (4.) gefordert, Bammental will bei Waldhof II die Niederlage bei Mitaufsteiger Neuenheim vergessen machen, Neuenheim empfängt Schlusslicht Reichenbach, Walldorf II den FC Bruchsal und Zuzenhausen (in Friedrichstal) und Mühlhausen (in Gommersdorf) müssen reisen.

Von Wolfgang Brück

Bammental. Hinter dem ASC Neuen- heim liegt eine turbulente Woche. Am Samstag feierte der Verbandsligist mit 3:0 beim FC Bammental den ersten Saisonsieg. Die Tage zuvor waren von einer leb- haften Diskussion geprägt. „Zu 80 Prozent haben wir Zustimmung erhalten“, sagt Medienchef Joseph Weisbrod zu der Entscheidung, aus dem Stadtteilverein auszutreten, weil ein Vertreter der AfD in den erweiterten Vorstand gewählt wurde (Sarah Hinney berichtete am Frei- tag für die RNZ-Stadtredaktion). „Wir sind ein weltoffener, liberaler und toleranter Verein“, stellt Weisbrod klar. Im Aufgebot, das am Samstag den historisch bedeutenden ersten Verbandsligasieg feiern durfte, waren fünf Akteure mit Migrationshintergrund. Ohne Spieler mit ausländischen Wurzeln könnte der Amateurfußball den Laden dicht machen.

Mann des Tages beim Derby war ein Plankstädter. Bei der SG Kirchheim sah Marc Berger keine Perspektive mehr, auf der anderen Neckarseite entwickelte sich der 1,87 Meter große Athlet zum Leistungsträger. „Marc ist eine Kampfmaschine“, lobt Trainer Marcel Hofbauer. Am Samstag räumte der 20-jährige Student nicht nur ab, er erzielte auch sein erstes Saisontor (62.). Kurz zuvor hatte Ilias Soultani Neuenheim in Führung gebracht (60.). Ein Doppelschlag! Dennis Schnepf stellte das 3:0-Endergebnis her (87.). Die Gäste waren einem vierten Tor näher als Bammental dem Anschlusstreffer.

„Wir hatten einen Plan“, meinte ASC-Marketingchef Alex Stiehl. „Wir waren spielerisch besser“, erklärte Vize-Präsident Werner Rehm. Stiehl und Rehm setzten Meilensteine in der 45-jährigen Geschichte. Mit Rehm als Spieler stieg Neuenheim 1988 in die A-Klasse auf, mit Stiehl als Trainer 2017 in die Landesliga.

So der Eindruck nicht trügt, muss man sich um Bammental mehr Sorgen machen als um Neuenheim. Ein großer Vorteil: Mit Steven Ullrich hat Neuenheim einen Klasse-Keeper, beim FCB müssen Nikolas Dawid und Mario Barreto VerbandsligaNiveau noch nachweisen, auch wenn Dawid an den Toren schuldlos war. Außerdem wirkte der letztjährige Vizemeister in der Offensive agiler und ideenreicher als die phlegmatischen Gastgeber.

Präsident Stefan Ohlheiser war zu Recht verärgert: „Es fehlte an allem. Wir sind meist nicht nur einen, sondern drei Schritte zu spät gekommen.“ Wie schon beim 0:5 in Walldorf bröckelte der Bammentaler Beton – der Landesliga-Meister hatte die beste Abwehr. Im Angriff läuft nicht viel, wenn Carsten Klein nicht trifft. Der 32-jährige Kapitän, im Meisterjahr 29 Mal erfolgreich, wartet noch auf seinen ersten Saisontreffer.

Das Gute im Schlechten: Bereits am Dienstag (15 Uhr) bei Waldhof II und am Samstag zu Hause gegen Gommersdorf können die Bammentaler Wiedergutmachung leisten. Das Schöne an Oliver Mahrt: Der Trainer bewahrt auch in kritischen Situationen die Ruhe. Der ASC Neuenheim kann am Dienstag (15 Uhr) gegen Schlusslicht Reichenbach nachlegen, danach kommt es in Bruchsal zum Wiedersehen mit Ex-Kapitän Levin Sandmann.

Bemerkenswert: Mit dem Austritt aus dem Stadtteilverein war der Verzicht aufs Fischerfest und eine nicht unerhebliche Einnahme verbunden. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral, lehrt Bertolt Brecht. Er hat nicht immer Recht

RNZ vom 02.10.2023, Seite 26

Spieltag und Tabelle anzeigen (klicken)

FC Victoria Bammental: Nikolas Dawid (TW), Dominic Wacknitz (84. Fabio Egner-Walter), Cedric Waxmann, Jan Landgraf (65. Dario Schwind), Tim Dosch, David Bechtel (86. Thomas Muth), Nico Schneckenberger (65. Sergen Sertimir), Marc Schneckenberger, Jannis Halter, Mario Cancar, Carsten Klein (C) – Trainer: Oliver Mahrt

ASC Neuenheim: Steven Ullrich (C, TW), Fabian Lorenz, Nick David Rossbach, Marc Berger, Lucas Ring (90. Luca Bencivenga), Dominik Räder, Stefan Berger (56. Tarek Aliane), Oliver Kubis, Linus Held (79. Dennis Schnepf), Ilias Soultani (86. Samuel Schmidt), Yanick Haag (56. Kajally Njie) – Daniel Tsiflidis (ETW), Kim-Jonathan Kaul, Besnik Beljuli – Trainer: Marcel Hofbauer

Tore:

  • 0:1 60.Min Ilias Soultani, nach Vorlage von Linus Held
  • 0:2 62.Min Marc Berger, Kopfball nach Ecke von Tarek Aliane
  • 0:3 87.Min Dennis Schnepf, nach Querpass von Kajally Njie

3 Karten für ASC Neuenheim:

  • 13.Min Gelb für Stefan Berger
  • 43.Min Gelb für Dominik Räder
  • 83.Min Gelb für Marc Berger

Schiedsrichter: Dennis Boyette (MFC Phönix 02 Mannheim)